Eine Frau mit praktischer Erfahrung und Expertise gegen einen Mann, der keinerlei Expertise hat. Sie werden auf eine Stufe gehoben, als sei es gleich relevant, was sie sagen. Sie wird brav und seriös von ihrer Arbeit erzählen. Er wird es mit einstudierten Phrasen diskursiv zerstören.
Das angesprochene Publikum meldet sich so gleich zu Wort.
Das ganze Setting ist nur dazu da ihre Arbeit zu delegitimieren. Sie hat alles zu beweisen und er nichts. Es wird sich nur an ihrer Position abgearbeitet werden. Vlt auf „nett“, indem ihr Einschränkungen abgerungen werden (das ist gut und schön, aber finden Sie nicht auch…).
Vlt aber auch gleich als Haudrauf-naiver-Gutmensch-Sie-verstehen-das-nicht. Weil es überhaupt nicht darum geht, real was zu diskutieren, sondern nur um Kontroverse zu erzeugen. Und Kontroverse erzeugt nicht die seriöse Flüchtlingsbetreuerin, sondern der, dessen Geschäftsmodell es ist.
Allein die Fragestellung! Nicht „Wie soll verteilt werden“ oder „Moria oder Verteilung“ sondern da wird gleich mal überhaupt in Frage gestellt, ob Europa überhaupt Flüchtlinge aufnehmen soll. Das ist rechtlich geregelt und ein Menschenrecht, aber es wird diskursiv aufgemacht.
Die „eigentliche“ Debatte ist ja „Soll Österreich Flüchtlinge aus Moria aufnehmen“. Das wird dann in einem Wisch zu „Soll Europa überhaupt Flüchtlinge aufnehmen“. Das ist gefährlich, weil man Letzteres quasi als unsichtbares Beiwagerl in die Debatte mischt.
Es ist nicht legitim, über Menschenrechte zu debattieren. Dieser gesellschaftliche Konsens macht eine Demokratie aus. Aber man sieht, dass es quasi nie nur um die aktuelle Sache, sondern immer um den dahinterstehenden autoritären Reflex geht. So eine Debatte ist nicht zu führen.
Aus dem selben Grund kann man auch keine Talkshow zu „Ist es ok meine Frau zu schlagen?“ oder „Sollen wir Menschen ohne Gerichtsprozesse für immer einsperren“ oder „Faschismus – gut oder schlecht?“ führen. Es geht nicht. Der demokratische Konsens lässt das nicht zu. Das ist gut so.