Viele Medien übernehmen leider das Framing, dass der Mörder von #IdarOberstein zum Mörder „wegen der Maskenpflicht“ oder „wegen eines Streits“ wurde. Das verschweigt die Beweggründe und verteilt Schuld und Verantwortung falsch. Es ist aber nicht „die Maskenpflicht“ schuld.
Der Mörder ist nicht einseitig wegen der Maskenpflicht zum Mörder geworden. Er ist nicht monokausal Getriebener dieses einen Umstands in seinem Leben. Neben all den persönlichen Umständen, die vielleicht noch dazu kommen, geht es darum, dass die Maskenpflicht aufgeladen wurde.
Die Maskenpflicht ist nicht länger nur eine simple Maskenpflicht, sondern wird zum Symbol für eine herbei phantasierte Diktatur, die es ganz speziell auf mich oder Leute wie mich abgesehen hat. Die, die Maskenpflicht geltend machen, werden quasi zu den Bütteln dieser Diktatur.
So etwas Banales wie 5 Min eine Maske aufzusetzen, um Bier zu kaufen wird in diesem Denken zum Akt der Erniedrigung vor dieser Diktatur. Das kann/muss man psychologisch betrachten, aber hier ist die Anknüpfung zu rechtsextremen Ideologien gegeben und einfach: Es ist eine Kriegsideologie.
Man wähnt sich in einem permanenten Kriegszustand. Die Logiken des Kriegs werden ins Zivile übertragen. Das sehen wir nicht nur beim Komplex Asyl, sondern ganz stark bei Corona. Demokratische Aushandlung ist mit Leuten, die so denken, nicht möglich. Sie wollen kämpfen.
Und so ist es auch erklärbar, warum aus dieser selbstauferlegten Dringlichkeit gehandelt wurde – man muss jetzt etwas tun, um jetzt ein Zeichen zu setzen. Um nicht zu verlieren. Um ein Signal an alle Anderen zu senden. Die gegenüberstehende Armee quasi.
Gesellschaftliche Komplexität und Zusammenhänge werden auf ein „wir oder die“ herunter gebrochen. Da lebt man auch in permanenter imaginierter (aber nicht weniger realer) Angst ums eigene Leben. Krieg eben. Mord wird so zur Notwehr stilisiert.
Und dass die Maskenpflicht zum Krieg aufgeladen wird ist nicht vom Himmel gefallen. Viele haben hier ein Schäufelchen dazu gelegt. Umso größer und umso seriöser das Medium/Person umso legitimer und normaler wurde es, so zu denken. Bis tausende Menschen in diesem Strudel drinnen sind.
Das ist stochastischer Terrorismus. Er ist von vielen angefacht worden, wohl wissend, was passieren kann, ja, das sogar in Kauf nehmend. Es darf niemanden mehr überraschen, dass aus Worten Taten werden.
Es ist daher so wichtig rote Linien zu ziehen und vor den Brandstiftern nicht zu kuschen.