Also gut, reden wir über Verschwörungstheorien, Verschwörungsmythen, Verschwörungsideologien. Dazu wurde schon viel gesagt, ich verlinke nachher ein paar Sachen. Es ist wirklich kein neues Phänomen und kein isoliertes – soetwas hat ja einen gesellschaftlichen Zweck.
Viel wurde schon gesagt zu vereinfachen und einfache Antworten. Ja und nein. Ich denke das Entscheidende ist, dass es allerklärende Antworten sind. Dann dürfen sie auch durchaus komplex sein. Aber danach habe ich eine Erklärung für fast Alles. Sehr befriedigend.
In Zeiten der Krise ist immer sehr viel Gegenwart. Und sehr viel gleichzeitig. Nicht alles ergibt Sinn. Viele Widersprüchlichkeiten. Viele parallele Wahrheiten. Viele Sackgassen und Prioritätenverschiebungen. Das macht Angst. Es ist als zerbricht uns die Zeit.
Und dann gibt es kein gesamtgesellschaftliches Deutungssystem mehr das Sinn ergibt. Die Gegenwart wird in all ihrer Fragmentierung sichtbar und vor allem spürbar. Hegemonieverlust ist ja nicht nur etwas intellektuelles sondern auch etwas körperliches.
Verschwörungsmythen bieten aber eine Neudeutung. Sie ordnen die Welt neu, mit Komplexitätsreduktion und griffigen Sprüchen. Aber ich würde aufpassen mit abqualifizieren als simple Fake News und einfache Antworten und Unwahrheiten. Das sind nicht einfach „dumme Leute“.
Denn das alles passiert nicht faktenlos, sondern im Gegenteil es werden sehr viele Fakten präsentiert. Wir reden hier nicht von postfaktisch, sondern kontrafaktisch. Aber es sind viele Fakten, so arrangiert das rauskommt was rauskommen soll.
Ohne diese Idee von „faktisch“ (die natürlich den Regeln für Wissenschaft u Journalismus widersprechen, auf die man sich geeinigt hat, a das ist egal) wären diese Verschwörungsideologien nicht erfolgreich. Fakten ergeben Legitimation und deswegen arbeiten sie sehr wohl m „Fakten“
Ein weiterer Punkt, der in diesem Zusammenhang wichtig ist: Verschwörungsmythen sind elitär. Nicht nur, d sie allerklärend sind, sie sind auch Geheimwissen. Die Auserwählten haben d Erleuchtung erfahren u die Anderen nicht. Auch das macht etwas mit einem – da will man dazu gehören
Und letztlich haben Verschwörungsmythen eine literarische und narrative Qualität, die an unser kulturelles Gedächtnis anschließt: der Kampf gut gegen böse. Die Bösen sind böse, weil sie böse sind. Die Guten müssen allen Widerständen zum Trotz gewinnen.
Genau das macht sich der moderne Ur-Verschwörungsmythos (die Protokolle der Weisen von Zion) zu Nutze und spinnt daraus die Basis des modernen Vernichtungsantisenitismus. Es gibt nicht nur geheime Treffen, nein sie finden auf Friedhöfen statt – alles für den wohligen Schauer
Das heißt Verschwörungsmythen haben gesellschaftlich mehrere Funktionen: Deutungsmuster in der Krise, „Fakten“lieferant in einer unübersichtlichen Zeit u sie lassen einen Teil einer ewigen Heldengeschichte werden im Kampf geg d Böse. Das ist anziehend, gibt Perspektive u Auftrag.
Es reicht also nicht nur die „Fakten“ zu entkräften, sondern es ist auch wichtig eine andere Art von Deutung und emotionaler Teilhabe anzubieten. Im Zweifel schlägt Emotion jeden Faktencheck.
Dazu hier lesen.
Hier eine interessante Diskussion wie damit familiär umgehen.
Tipps im Umgang.
Und wie kleinteilig und mühsam so ein Faktencheck dann doch ist.