Ich erzähle euch jetzt mal ein bisi wie es so ist. Ich habe 27.000+ Follower_innen. Ich bin ein großer Twitter-Account, vor allem weil ich ja nicht Parteivorsitzende xy oder Chefredakteurin 123 bin. Das ist ziemlich cool, aber oft halt auch nicht. Und gerade jetzt nicht.
Alles was ich hier schreibe hat Konsequenzen. Ich werde darauf angesprochen. Nicht nur bei politischen Terminen, sondern auch in der Familie, bei Ärzt_innen oder sogar in der Bim. Wenn es Lob ist – wunderbar, wer kann schon genug davon haben?
Aber halt auch bei Vorstellungsgesprächen. Auch oft wohlmeinend aber im Endeffekt ist es vielen zu heikel. Ich bin ziemlich verbrannt am normalen Arbeitsmarkt. Ich stehe zu allem was ich hier schreibe, aber es passt halt nicht Allen in den Kram. Es hat Konsequenzen.
Das war mir ehrlich anfangs nicht so bewusst, aber jetzt muss ich es nehmen wie es kommt. Ich beschwere mich nicht. Lob, Komplimente, wohlmeinende Worte – ich liebe es. Aber ich habe sehr schnell gelernt, dass das nur eine Seite der Medaille ist.
Drohungen, Gerüchte, Lügen und eben quasi-Unvermittelbarkeit in „anonymen“ Jobs sind das Andere. Und ich habe keine Partei, keine Zeitung, kein Institut, die das hinten abfedern. Ich muss mit allen Konsequenzen, die meine Onlinepräsenz hervorruft, allein klar kommen.
Warum schreibe ich euch das? Weil das die Realität von vielen klugen Frauen hier ist. Frauen, die aktuell von einer misogynen Blase gehetzt wird. Frauen, die die Konsequenzen jedes Wortes hier im Real Life beinhart spüren.
Und was das Ganze so furchtbar macht ist, dass diese Männer null Konsequenzen spüren. Die sitzen nicht einmal daheim und müssen darüber nachdenken, ob das jetzt unangenehm wird, wenn sie dieses oder jenes hier sagen. Nein, die gehen in die Vollen, lassen keine Beleidigung aus.
Und wenn diese Frauen dann leise anmerken, dass es cool wäre, wenn nicht nur sie immer mit den Konsequenzen leben müssten, dann wird gleich davon gesprochen, dass sie jemanden „vernichten“ wollen. Vernichten! Spürt ihr euch gar nicht mehr?
Nein, wir wollen nur, dass diese Männer 1/10 der Konsequenzen spüren, die diese Frauen jeden Tag spüren. Ja, das ist eine Machtsache – wohlsituierte Männer mit entsprechend Kapital, die auf prekär beschäftigte Frauen los gehen, die ein bisi soziales und kulturelles Kapital haben.
(Und nein es ist kein Fishing for compliments – ich bin froh und stolz soviele Follower_innen zu haben, ich versuche halbwegs verantwortlich damit umzugehen. Und ich genieße jedes Lob. Ich weiß aber immer um die Kehrseite)